Liebe Karin
Als alt Kantonsratspräsident habe ich bis heute stillgehalten und den Ratsbetrieb des Schwyzer Kantonsrates nie kommentiert – ich werde es auch weiterhin so halten. Nun, du Karin bist kaum ein halbes Jahr zurückgetreten aus dem Kantonsrat und kommentierst via Zeitung bereits Aussagen von ehemaligen Ratskollegen. Da wird in der Ratsdebatte das geläufige Sprichwort «de Fünfer und ds’Weggli und d’Bäckerstochter» zitiert. Und tatsächlich wird von dir diese Aussage mit „Prostitution“ und „Abwertung von Frauen“ in Verbindung gebracht. Es braucht also wirklich eine ungewöhnliche Phantasie und ein ziemlich verschobenes Gesellschaftsbild, wenn aus solchen Aussagen im Parlament ein Bild von jungen Frauen, die „von ihren Väter als Prostituierte an Kunden verschachert werden sollen“ verstanden werden soll. Davon soll unser Schwyzer Kantonsrat also gesprochen haben?
Damit nicht genug: Du bezeichnest die 90 Männer im Schwyzer Kantonsrat letztendlich als „ekligen Alt-Herrenclub“, der sich - allem Anschein nach in einer Diskussion über Steuerpolitik - über „Prostitution von Frauen“ amüsiert. Genügt dir wirklich eine zitierte und harmlose Aussage, damit du deine ehemaligen männlichen Kantonsratskollegen pauschal als „ekliger Alt-Herrenclub“ bezeichnest? Da kann ich nur staunen über deinen eigenen Stil und Ton. Mit deinen Äusserungen hast du nicht nur die männlichen Kantonsräte beleidigt, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, welche diese Parlamentarier gewählt haben. Ob so dein Aufruf für das Wahljahr 2019, mehr Frauen für die Politik zu motivieren, Gehör findet, bleibt fraglich. Insbesondere dann, wenn eine alt Kantonsratspräsidentin in diesem Stil Kollegen und Wählerinnen und Wähler verunglimpft. Sprache ist tatsächlich Ausdruck von Geisteshaltung - vielleicht solltest du dich diesbezüglich selber mal hinterfragen.
Ich wünsche dir schöne und besinnliche Weihnachtstage.
Johann Späni, alt Kantonsratspräsident
Schindellegi